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Teil 14

Laut den Angaben des Gesundheits- und des Frauenministeriums sterben 3 von 10 Frauen bei der Geburt, weil es weder Ärzte noch Transportmittel gibt, und nicht genug Kliniken zur Verfügung stehen. Es gibt in Kabul insgesamt ca. 50 kleinere und größere Krankenhäuser für eine Bevölkerung 4,5 bis über 5 Millionen Menschen, von denen 3 Millionen im Kindesalter sind. Größere Krankenhäuser, die auch stationäre Betten haben, gibt es nur fünf mit Behandlungsmöglichkeiten für maximal 1000 Personen. Dazu kommt, dass sogar dort nicht ausreichend Ärzte oder ausgebildete Schwestern vorhanden sind. Technische Einrichtungen, Elektrizität, sauberes Wasser fehlen. Im Sommer fehlen Klimaanlagen, im Winter Heizungen. Es gibt keine Blutbank. Krankenhausverwaltung und Ärzte sind bestechlich, weil ihr Einkommen sehr niedrig liegt - ein Arzt verdient 150 Dollar im Monat -, d.h. nur die Reichsten haben überhaupt die Möglichkeit, sich durch Bestechung eine Behandlung zu sichern.

Doch nicht nur Hunger und Krankheiten bedrohen insbesondere die Jüngsten. Informationen der Journalistenvereinigung von Kabul besagen, dass allein in der Hauptstadt täglich 5 – 6 Fälle registriert werden, in denen Kinder verschwinden. Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher liegen. Diese Kinder würden entweder in die Prostitution verkauft oder von Organhändlern getötet. Häufig komme es vor, dass die Täter gefasst und vor Gericht gestellt würden, doch die Richter seien so korrupt, dass sie durch Bestechung freikämen. Nach Meinung der Journalisten sind Justiz und Polizei überhaupt die korruptesten Staatsorgane. Ein Journalist erklärte, er könne mir sofort 50 Fälle nennen, in denen Mörder und Diebe nach Zahlung von Bestechungsgeldern freikamen oder in Eigentumsstreitigkeiten derjenige Kläger Recht bekam, der die höchste Bestechungssumme zahlte.

Eine Abgeordnete aus der Provinz Farjab namens Fuzieh Raufi sagte mir, beispielsweise in ihrer Provinz im Norden Afghanistans mit zwei Millionen Einwohnern der Verkauf von kleinen Mädchen, die acht oder neun Jahre alt seien, systematisch erfolge, oft an siebzig oder achtzig Jahre alte Männer. Die Menschen sind so verarmt, dass sie nicht nur ihre weiblichen Kinder verkaufen, sondern auch zur Schlichtung von Streitigkeiten verschenken. Dies seien keine Auswüchse, sondern die Tagesordnung. Kleine Mädchen sind nur eine Ware.

Tag für Tag sieht man in Kabul Tausende Kinder betteln, von denen die jüngsten erst vier bis fünf Jahre alt sind. In den Staus in der Innenstadt von Kabul putzen Kinder die Scheiben der Autos, um sich etwas Geld zu verdienen, oder verkaufen Plastiktüten, ein wenig Kaugummi oder Zigaretten. Tausende bieten sich auch im Bazar als Gepäckträger an, um dreißig oder fünfzig Afghani (60 Cent bis 1 Dollar) am Tag zu verdienen. Die meisten dieser Kinder laufen in der Winterkälte halb nackt herum. Auch Tausende von Frauen betteln in Kabul; es ist fast unmöglich, als Besucher den Ansturm der Bettler abzuwehren. Tausende Frauen prostituieren sich, und das sogar in einem islamischen Land, in dem darauf die Steinigung oder andere schwere Strafen stehen. Man kann sich vorstellen, dass sie aus unvorstellbarer Not so handeln. Für Mädchen und junge Frauen, die aus Europa und anderen westlichen Ländern abgeschoben werden, besteht die größte Gefahr darin, dass sie von reichen Kommandanten oder anderen Männern aus der Oberschicht, von denen es noch genug gibt, gekauft und vergewaltigt werden. Die meisten von ihnen haben keine Möglichkeit, Zugang zu Bildung und Ausbildung zu finden.

Aus dem oben Dargestellten geht hervor, dass insbesondere Frauen und Kinder durch die Verhältnisse in Kabul unmittelbar in ihrer Existenz gefährdet sind. Die Abschiebung einer Familie mit Kindern dürfte sich unter Würdigung dieser Umstände von selbst verbieten.