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Teil 12

Erschwinglicher Wohnraum außerhalb der Flüchtlingslager existiert für Rückkehrer nicht. Zwei junge Ärzte aus dem Maiwand-Krankenhaus, mit denen ich über die medizinische Versorgung der Bevölkerung sprach, erzählten mir über ihre privaten Lebensverhältnisse, dass sie zusammen wohnten und ihre niedrigen Gehälter für eine Zweizimmerwohnung zusammenlegten. Diese sei feucht und ungeheizt. „Wir sind Ärzte und gehören angeblich zur Elite der Gesellschaft, und dennoch haben wir keine Möglichkeit, unsere Räume zu heizen. Für diese primitive Wohnung bezahlen wir 250 US-Dollar im Monat.„ Dass Flüchtlinge, die mit Glück ein paar Dollar pro Tag verdienen, sich wenigstens eine primitive Wohnung leisten können, ist völlig aussichtslos. Die Ärzte berichteten noch, in 48 Stunden hätten sie nur vier Stunden Elektrizität zur Verfügung. Tatsächlich haben laut dem Ministerium für Energie und Wasserversorgung ca. 90 % der Bevölkerung überhaupt keinen Zugang zu elektrischem Strom. Der stellvertretende Energieminister erklärte mir, in Europa und Amerika würden jährlich ca. 1.600 Kilowatt Strom pro Person verbraucht. Afghanistan hätte nicht einmal 30 Kilowatt pro Person und Jahr zur Verfügung.

Nicht nur die Wohnungsmieten sind in Kabul ins Unermessliche gestiegen. Für die Flüchtlinge sind selbst Grundnahrungsmittel kaum erschwinglich. Findet ein Familienvater mit viel Glück eine Tätigkeit als Bauarbeiter – der einzigen Branche, die noch floriert -, wird er täglich etwa 100 Afghani, d.h. zwei Dollar, verdienen. Dafür kann man in Kabul höchstens ein Stück trockenes Brot für jedes Familienmitglied kaufen. (Ein kleines Stück Brot von 150 – 200 Gramm kostet 6 Afghani, so dass eine sechsköpfige Familie rein rechnerisch für 108 Afghani täglich drei Stückchen Brot pro Person essen könnte; dazu vielleicht etwas heißes Wasser als Tee-Ersatz.) Inzwischen ist die Versorgungslage der Flüchtlinge in der Hauptstadt so katastrophal, dass täglich Menschen verhungern, besonders Kinder.

Die beiden oben erwähnten Kinderärzte aus dem innenstädtischen Maiwand-Krankenhaus gaben folgende Zahlen aus ihrem Haus an: Täglich stürben dort mehrere Kinder an Unterernährung. Auf Nachfrage erklärten sie, allein in der Kinderstation ihres Krankenhauses würden täglich mehrere Kinder eingeliefert, die an Unterernährung litten; bei durchschnittlich drei Kindern pro Woche komme jede ärztliche Hilfe zu spät. Dies seien noch Familien, die glücklich daran seien, weil sie im Zentrum lebten und ihre Kinder ins Krankenhaus bringen könnten. Hunderte Menschen, insbesondere Kinder, stürben täglich, weil sie durch die mangelnde Infrastruktur und Armut nicht einmal in der Lage seien, in die Stadt zu gelangen oder ein Krankenhaus überhaupt zu erreichen.