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Teil 20

In Sicherheitsfragen wird deutlich, dass die afghanische Regierung und ihre ausländischen Alliierten ein großes Misstrauen gegenüber der afghanischen Bevölkerung hegen. Bei dem Besuch des deutschen Verteidigungsministers während meines Aufenthalts wagte der Minister nicht, sich über die Straßen zu bewegen, sondern legte die kurze Distanz zum deutschen Stützpunkt mit dem Hubschrauber zurück.

Zur Eröffnung des afghanischen Parlaments kam am 19. Dezember 2005 der US-Vizepräsident Cheney nach Kabul. Zwei Tage lang waren die gesamte Innenstadt und große Teile der in die Stadt führenden Hauptstraßen sowie das ganze Bazarviertel gesperrt. Nicht einmal zu Fuß durfte man sich dort bewegen. Dabei liegt das Parlamentsgebäude, zu dem Cheney sich begab, etwa 10 km außerhalb des Stadtzentrums. Diese extremen Maßnahmen, die u.a. dazu führten, dass medizinische Notfälle nicht versorgt werden konnten und Menschen starben, sind nur durch ein großes, grundsätzliches Misstrauen gegenüber der eigenen Bevölkerung zu erklären. Angesichts dessen ist verständlich, dass unter der afghanischen Bevölkerung inzwischen die meisten Ausländer verhasst sind und im Volksmund nur noch als „Hurensöhne„ bezeichnet werden. Und kein Wunder, dass die Afghanen ihre Regierung als Marionetten des Auslands betrachten. Tag für Tag erstarken auf Grund dieser Stimmung die Taleban und die al-Qaida. Während sie vor zwei Jahren nur einzelne Attentate mit Maschinenpistolen verübten, führen sie heute weit größer angelegte Attacken, beispielsweise gegen Polizei- und Armeestationen, durch und greifen die US-Truppen an. Selbstmordattentate nehmen zu. Im November rammten Attentäter mit einem Fahrzeug direkt vor dem deutschen Stützpunkt einen Wagen; ein deutscher Soldat wurde getötet. Während meines Aufenthalts in Kabul wurde ein weiteres Selbstmordattentat gegen ein gepanzertes ISAF-Fahrzeug verübt, bei dem mehrere Soldaten verletzt und afghanische Passanten getötet wurden. In Herat kam es während meines Aufenthalts ebenfalls zu einem Selbstmordattentat gegen einen ISAF-Wagen; auch hier wurden mehrere Soldaten verletzt. Im Oktober wurde in der nordafghanischen Stadt Mazar-e Sharif ein britischer Soldat umgebracht und mehrere verletzt. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, weitere Beispiele aufzuführen. Festzuhalten bleibt, dass sich dort Selbstmordattentate, die der afghanischen Kultur und Religion bisher gänzlich fremd waren, rasant ausbreiten. Meldungen aus den letzten drei Wochen berichten von mehreren großen Bombenexplosionen und Bombenanschlägen im Süden des Landes, die insgesamt siebzig bis achtzig Opfer forderten. Ein Ziel der Attentate soll der US-Botschafter gewesen sein.