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9. Was ist und was war…

Es ist zwar sehr lange her, als ich meine Heimat verlassen habe, und aus Afghanistan nach Deutschland migriert bin, inzwischen sind schon 15 Jahre vergangen.

Trotz dieser langen Zeitspanne, habe ich noch Erinnerungen an meine Kindheit, an meine Heimat, meine Schule, meine Freunde, meine Verwandten, und die Menschen die mir nahe standen, sowie vieles andere, die Luft, die strahlende Sonne, die kalten Nächte, die unberührte Natur, der sanft fließende Bach, die perlen-weißen Schneeflocken und die zart schimmernden Wassertropfen, die vom Himmel fielen…

Doch all dies mussten wir vor langer Zeit aufgeben, und uns hier in einer neuen Welt implementieren. Eine Welt die sicherer ist, als unsere Heimat, eine Welt voll mit Hightech, eine Welt die uns die Freiheit gibt, frei zu denken, frei zu agieren, frei zu fühlen, vermutlich würden wir uns auf dem ersten Blick solch eine Welt als die Traumwelt schlechthin vorstellen.

Und der Preis?

Für eine solche Traumwelt war es für die neu Emigrierten, eine neue Sprache zu erlernen, sich in eine neue Kultur zu integrieren, die Politik zu verstehen, die Mentalität zu begreifen, die bürokratischen Strukturen zu erkennen, die Menschen kennen zu lernen, das Wetter hinzunehmen, die Umgebung und Atmosphäre zu akzeptieren.

Doch ist das alles, was sich dadurch verändert hat; durch den einen Schritt in die neue Zivilisation, wie man es hier in der westlichen Welt nennt?!

Schon nach dem Eintreten hat man erkannt dass einem nicht nur Schwierigkeiten bereiten würde, sich in der neuen Welt zu integrieren, sondern man merkte bereits damals, dass es viel mehr war, als man auf dem ersten blick vermutet hat, was sich verändert hat, was man verloren und gewonnen hat.

Man hatte keine Mittel um sich zu verständigen und zu kommunizieren, es gibt nichts, was einem das Gefühl des Wohlfühlens gab, es war alles Fremd, und man fühlte sich sehr unwohl in dessen, was man nicht kannte, was man nicht wusste, und man keine Vorstellung hatte, was einem in der Zukunft erwartet.

Statt dessen gab es hingegen ein sicheres Gefühl, man musste nicht jeden Tag die Explosionen der Bomben, das Kreischen der Panzer, die durch die Straßen fuhren, das Weinen der Kinder am Straßenrand, das Blut auf dem Asphalt, die Leichen die in eine Gasse vor sich hin verfaulten, wahrnehmen. Man war sicher vor dem Krieg, und der Gewalt; noch wichtiger war es, dass die eigene Familie sicher war, was anscheinend der wichtigste Grund dafür ist, dass wir uns von der trennen mussten, was wir geliebt haben, unsere Heimat!

Doch nicht nur die Heimat war es, die wir verlassen hatten, es war viel mehr als nur das, was wir erst später begriffen.
Es sind die gesellschaftlichen, die kulturellen und die religiösen Vorstellungen die sich in dieser neuen Welt verändert bzw. erweitert und angepasst haben, was nicht unbedingt negativ heißt. Aber umso schlimmer ist die Vermutung, dass sich eventuell auch die Menschen selbst zu mal negativ verändert haben….

Vishal Mehra
Vishal ist in Kabul geboren. Er befindet sich seit 1990 in Deutschland. Parallel zum Abitur arbeitete er als Call Center Agent bei Marktforschungsinstituten.
Im Anschluss seines Abiturs, hat er die Ausbildung des Fachinformatikers der Fachrichtung Systemintegration bei AXA IM GmbH angefangen, die er dieses Jahr im Juni erfolgreich abgeschlossen hat. Am 1. August diesen Jahres hat er seinen Zivildienst im CBT Wohnhaus anfangen, bei der er die Tätigkeit in der EDV Abteilung ausübt.
Er ist Vorstandsmitglied des A.H.K.V (Afghan Hindu Kultur Verein) bzw. Sanatan Hari Om und ist der Schriftführer.