Die gegenwärtige Welt ist durch Dynamik, Toleranz, Kommunikation, Fortschritt und zahlreiche Veränderungen in allen Bereichen des Lebens gekennzeichnet. Doch leider sind diese Aspekte in unserer, der afghan-hinduistische Gesellschaft nur teilweise oder geringschätzig zu erkennen. Das liegt daran, dass die meisten afghanischen Familien sich von der deutschen Gesellschaft assimiliert haben. Das eigentliche Ziel, warum wir hier eingewandert sind, haben die meisten von uns in Vergessenheit gebracht.
Wir sind hauptsächlich zum Schutz unserer Familien und Bildung hier nach Deutschland eingewandert. Diese Möglichkeiten werden uns hier, in Deutschland, auch angeboten, doch wir müssen uns dazu der neuen Gesellschaft anpassen, uns in diese Gesellschaft eingliedern, was aber häufig zu Konflikten mit unserer Kultur, Religion und Tradition führt. Doch diese Schranken müssen wir überwinden und uns nicht gegen die andere Situation wehren.
Unsere Gesellschaft sollte den Frauen und vor allem den Mädchen die Teilnahme am Sportunterricht oder an Klassenfahrten nicht verbieten, denn grade diese Aktivitäten dienen dem pädagogischen Zweck der Integration.
Wir sollten uns nicht abkapseln und unsere Hoffnung zur erfolgreichen Integration aufgeben, nur weil unsere Kultur ‚anders' ist, als die westliche. Wir sollten Mut haben und eine Gleichberechtigung der Geschlechter fördern, denn wir leben nun im 21. Jahrhundert, in dem die Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die Männer. Sonst können wir zurück in die Taliban-Regime kehren.
Wenn wir die Tür der deutschen Gesellschaft für uns Zuwanderer öffnen wollen, brauchen wir dazu den Schlüssel der Bildung, denn erst dann können wir die Integration erreichen. Doch leider ist es oft so, dass viele Kinder aus Migrantenfamilien höhere Bildungsstätte nicht besuchen oder ihren Schulabschluss an Hauptschulen, Gesamtschulen und Realschulen absolvieren und sehr oft das Abitur erst gar nicht anstreben, was aber für das spätere Berufsleben von großer Bedeutung ist. Gründe dazu gibt es viele. Doch es ist typisch, dass viele dieser Schüler aus sozial schwachen Familien kommen. Aber gerade das Abitur gibt ihnen eine Chance zum sozialen Aufstieg, welches sie völlig vergessen.
Häufig ist es so, dass viele Jugendliche, die Werte wie Bildung, Respekt, Anstand, Vernunft und Kultur sehr wenig Aufmerksamkeit schenken. Für sie gilt, dass man so früh wie möglich verlobt wird und nach der Hochzeit mit der Weiterbildung aufhört. Hätten wir dieses Ziel nicht auch in Afghanistan erreichen können?
Viele afghanische Migranten erkennen den Ernst ihrer Situation nicht an und sehen nicht, dass Bildung ein wichtiger Gut ist und sein wird, ohne welches man wenig Chancen haben wird, gerade bei der heutigen Arbeitslosenquote, wo die Arbeitgeber häufig nur hochqualifizierte Bewerber einstellen.
Es stimmt zwar, wenn manche sagen, dass es für uns sehr schwer ist sich in einer neuen Gesellschaft zu beweisen. Aber es stimmt auch, dass wir einen Reichtum haben, den nur selten einer hat, nämlich den Reichtum an Sprachen und zwischen mehreren Kulturen aufgewachsen zu sein. Denn die meisten von uns beherrschen mehrere Sprachen, und haben eine Bereicherung von 3 Kulturen (der Afghanischen, der Indischen und der Deutschen).Doch wir wenden diesen Reichtum selten an. Wenn wir aber etwas für unsere Gesellschaft tun wollen, dann können am Endeffekt unsere Bemühungen sicherlich belohnt werden.
Das ist immerhin besser als die Assimilation, denn sie hat keinen Forstschritt zur Folge, man bleibt auf dem gleichen Stand und kann höhere Ziele nie erreichen.
Wir warten immer darauf bis sich die Gegenseite uns die Tore öffnet, was sehr lange dauern kann. Aber wenn wir den ersten Schritt machen; wenn wir zeigen, dass wir die Sprache beherrschen und Bildung anstreben, trotz dessen unserer Kultur treu bleiben, werden uns keine Hindernisse zur erfolgreichen Integration mehr im Wege stehen.
Wichtig dafür sind aber auch Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Wir sollen nicht immer nur von den Deutschen erwarten, dass sie uns Toleranz schenken, sondern wir sollten es ihnen genauso zeigen, denn schließlich sind wir ins Land eingewandert. Aber davor müssen wir die Vorurteile in unserer eigenen Gesellschaft überwinden. Wir diskriminieren unsere eigenen Leute. Wie können wir dann von den Deutschen erwarten, dass sie uns und unsere Kultur tolerieren, wenn wir es selbst nicht tun?
Viele haben Angst vor der Integration, da sie denken, dass sie so ihre Kultur verlieren, doch das stimmt nicht; denn durch die Integration reichern wir uns einer weiteren Kultur an. Unsere Heimat, Hoffnungen, Freunde, Muttersprache, Kultur und Religion sind untrennbare Teile von uns.
Integration und Bildung hängen voneinander ab und sind Grundsteine für ein harmonisches Zusammenleben. Deutschland kann eine zweite Heimat für uns werden, dafür müssen wir uns bemühen, um eine vollkommene Integration mit Wahrung unserer eignen Kultur zu erreichen.
Nidhi Kakkar aus Idstein
Nidhi ist in Kabul geboren. Seit 1994 befindet sie sich in Deutschland. Sie hat die 8. Klasse übersprungen und besucht z. Zt. die 12. Klasse des Pestalozzigymnasiums in Idstein. Sie ist Tutorsprecherin und Mentorin der 7. Klasse und möchte erst einmal ihr Abitur absolvieren bevor sie sich für einen bestimmten Weg entscheidet.
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