Die Lage in Afghanistan - Teil 2

Zur Lage der Hindus und Sikhs in Afghanistan - 2

In Afghanistan leben rund 28 Millionen Menschen, davon ca. drei Millionen in der Hauptstadt Kabul. 99% sind Muslime (84% Sunniten und 15% Schiiten). Allerdings ist Afghanistan auch ein Land grosser ethnischer Vielfalt. Genaue Angaben sind zwar nicht verfügbar, jedoch schätzt man, daß die Bevölkerung Afghanistans aus 38% Paschtunen, ca. 25% Tadschiken, 19% Hazara, 6% Usbeken und 12% kleine andere Gruppen besteht. Von den früher auf ca. 70.000 – 120.000 geschätzten Hindus (die ethnisch immer Afghanen, nie Inder waren) leben heute noch rund 3.000 unter schwierigsten Bedingungen in Kabul.

In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Afghanistans zum Perserreich. Die dort lebenden Völker waren jedoch seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. Buddhisten, mit der Gandahara-Kunst erreichte der Buddhismus im 2. Jahrhundert n.Chr. seinen Höhepunkt. Auch der Hinduismus fasste dort Fuß: im 7. Jahrhundert n.Chr. berichten chinesische Quellen von über 1.200 hinduistischen Tempeln und von einem hinduistischen Brahmanenstaat im Gebiet des heutigen Afghanistan.

Bis zum Mittelalter herrschten dann persische Lokaldynastien, der Islam setzte sich erst langsam durch. Zwar sollen die meisten Einwohner der Regionen Herat und Kabul bereits Ende des 10. Jahrhunderts Moslems gewesen sein, was durch die Invasion der Türken ins iranische Hochland erklärt wird. Es steht jedoch fest, daß zum gleichen Zeitpunkt im Gebiet von Ohind (Ghandara) ein hinduistisches Königreich unter König Jaipal (983) existierte, ein König der hinduistischen Dynastie Hindu-Sahi, die zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert n.Chr. im afghanischen Bergland und im Panjab herrschte.

Mit dem Untergang dieser hinduistischen Dynastie wurde die Vorherrschaft des Islam im afghanischen Bergland endgültig besiegelt. Über die Jahrhunderte bereiteten allerdings die nicht religiös, sondern stammespolitisch zu verstehenden Aufstände der zum Islam konvertierten Paschtunen gegen die immer wieder in die Region eindringenden persischen Safawiden und die indischen Mogule den Weg zur Gründung eines selbständigen Königreiches im Osten Persiens durch den Paschtunen Ahmad Shah Durrani (1747). Die Engländer nannten dieses Gebiet Afghanland (Land der Paschtunen), durch die Übersetzung dieses Begriffes ins persische "Afganistan" wurde der alte Name "Khorasan" allmählich abgelöst und Anfang des 20. Jahrhunderts zum offiziellen Namen des Königreichs. Mit dem Vertrag von Kabul 1921 wurde Afghanistan von Großbritannien und Russland unabhängig, in Folge wurde eine konstitutionelle Monarchie gegründet (1931).

Das aktuelle Schicksal Afghanistans ist noch immer geprägt von dem Chaos und der Tragödie, die mit der sowjetischen Invasion 1979 begann. Das nach dem Abzug der Sowjets (1989) entstandene Machtvakuum wurde durch divergierende politische, ethnische und religiöse Strömungen ersetzt, die ihre jeweils egozentrischen Interessen verfolgten; Bürgerkrieg und Anarchie waren die Folge. Ein durch die sowjetische Besetzung weitgehend zerstörtes Land konnte sich nicht autonom wieder aufbauen, sondern wurde zum Objekt der Fremdbestimmung, wie schon so oft in seiner Geschichte. Unter der Führung der Paschtunen entstand die Bewegung der Taliban, zu denen die in Pakistan in Islamschulen ausgebildeten paschtunischen Rekruten stiessen. Im Herbst 1996 riefen die Taliban ein Islamisches Emirat Afghanistan aus, das von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wurde. 1998 kontrollierten die Taliban über 90% des Landes. Sie führten ein mittelalterliches Verständnis des Islams ein. Zwischen 1996 und 2001 kam es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen und Übergriffen gegen "Ungläubige" durch das Taliban-Regime. Die Herrschaft der Taliban wurde nach dem 11. September 2001 durch die Angriffe der USA und Großbritanniens gebrochen. Hamid Karsai übernimmt im Januar 2002 die Regierung.


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