Teil 2

Geschichte und Verbreitung in Deutschland

Vereinzelt kamen afghanische Hindus bereits in den 1970er Jahren zu Studienzwecken nach Deutschland, allerdings rückten erst die politischen und militärischen Geschehnisse in Afghanistan Deutschland als Fluchtland in den Blick. Für die ersten Flüchtlinge jener Zeit war charakteristisch, dass sie nur sporadischen privaten Kontakt zueinander hatte, was ein Fußfassen in Deutschland nicht unbedingt erleichterte, da die Zahl sehr klein war und eine entsprechende „Infrastruktur„ noch nicht vorhanden war. Die aus Afghanistan nach Deutschland geflohenen Hindus und Sikhs stehen nämlich ethnisch und religiös in gewisser Weise isoliert dar. Hinsichtlich der ethnischen und sprachlichen Zusammensetzung findet man unter ihnen v.a. Kandharis bzw. Multanis, eine Bezeichnung, die sich auf ihr ursprüngliches Wohngebiet in der afghanischen Stadt Kandahar bezieht, auch wenn manche vor ihrer Flucht nach Deutschland bereits in die Hauptstadt Kabul gezogen waren. Mit der Bezeichnung Multanis ist auf die Herkunft ihrer Vorfahren aus der Gegend von Multan im heutigen Pakistan Bezug genommen. Weitere ethnische wichtige Gruppen sind Sindhis und Punjabis; auch diese beiden Bezeichnungen lassen noch Beziehungen zwischen Pakistan und Afghanistan erkennen.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Hindus aus Afghanistan, die nach Deutschland kamen, keinen unmittelbaren Anschluss an andere Flüchtlinge aus Afghanistan fanden; denn einerseits bedeutete der Islam als „Mehrheitsreligion„ eine kulturelle Grenze, andererseits aber auch die Pashto-Sprache. Aber auch indische Hindus, die Ende der 198oer Jahre ebenfalls langsam in Deutschland Fuß fassten, waren kulturell – und im Falle der Tamilen auch sprachlich - zu eigenständig, als dass sich unmittelbare Beziehungen zu den afghanischen Hindus ergäben hätten. Diese Faktoren begünstigten jedoch, dass noch Ende der 80er Jahre konkrete Pläne entstanden, einen afghanischen Hindu-und Sikh-Verein zu gründen, um in der Diaspora ein gemeinsames soziales, kulturelles und religiöses Netzwerk zu entwickeln. Unterstützt wurden diese Pläne durch afghanische Hindus unterstützt, die als Studierende bereits länger in Deutschland anwesend waren.


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